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Sonntag, 17. März 2013
Erstes Date
Immer diese Erwartungen, die sollte man einfach mal außen vor lassen.
Ich hatte mir unser erstes Date spektakulärer vorgestellt.
Alles dem Mann überlassen! Das hatte ich brav befolgt und seinen Vorschlag zum Essengehen und auch das ausgesuchte Restaurant akzeptiert.
ICH war pünktlich da.
Zum angegebenen Zeitpunkt griff ich doch zum Handy und rief ihn an, es war nämlich bitterkalt draußen und schon nach zwei Minuten Wartezeit war ich richtig durchgefroren.
„Wo bist du?“
„Ich bin gleich da, in 10 bis 15 Minuten!“
„Du willst mir jetzt nicht im Ernst sagen, dass du mich bei unserem ersten Rendezvous warten lässt?“
„Es tut mir sehr leid Baby, aber ich bin so im Stress gewesen!“
„Na, erst willst du dich mit mir um 17 Uhr verabreden, ich verlege es aus organisatorischen Gründen auf 18 Uhr und dann kommst du noch zu spät?
Was soll ich jetzt machen, ich friere mich hier tot vor der Tür!“
„Dann geh schon mal rein!“
„Ok, mache ich!“
Ich bin innerlich am kochen. Angelina Jolie hätte er nicht warten lassen.
Im wirklich sehr noblen und urig eingerichteten Restaurant ist es rappelvoll.
Der Oberkellner fragt mich am Eingang, ob ich reserviert hätte.
Leider nein, dann sieht es schlecht aus, wir haben zur Zeit eine Messe in der Westfalenhalle und Borussia hat auch gewonnen, das wird gebührend gefeiert.
„Einen Tisch habe ich noch für Sie, leider nur bis 19.30Uhr!“
Was bleibt mir anderes übrig. Ich ergebe mich in diese blöde Situation.
Im Lokal ist es sehr laut, ich weiß nicht, wie man da genüsslich essen oder sich einigermaßen ruhig unterhalten kann.
Meine Geduld wird auf eine lange Probe gestellt, der Herr lässt mich 25 Minuten warten, ich sitze wie blöd rum und langweile mich.
Das Begrüßungsritual heute hatte ich mir anders vorgestellt, mit einer schönen Umarmung.
Stattdessen gibt es einen Händedruck und ein Mann mit schlechtem Gewissen.
„Es tut mir so leid! Ich weiß, ich weiß, dass es gar nicht geht!“
Es kommen sehr verworrene Erklärungsversuche: lange Arbeit, nach Hause gehetzt, noch Tankstelle angefahren( weshalb erfahre ich noch später) und schlechte Straßenverhältnisse.
Ich bin leicht angesäuert und bleibe eine Weile ernst.
Am liebsten würde ich woanders hingehen, wo es ruhiger ist und wo wir uns nicht in einer Stunde abmühen müssen, mit dem Essen fertig zu sein.
Letztendlich entscheiden wir uns aber, doch dort zu bleiben, und das war eine sehr gute Entscheidung: das Essen ist so hervorragend, so ein wahnsinnig schmackhaftes und zartes Fleisch habe ich noch nie im Leben gegessen(Argentinisches Agnusrind!) Sensationell!
Pariser Pfeffersteak! Medium und erst einmal die Sauce! Da hätte ich mich reinlegen können!
Ich taue langsam auf und kann auch schon wieder lächeln.
Er bezahlt. Wir laufen durch die Stadt und suchen eine gemütliche Stelle, aber heute ist es ein schier unmögliches Unterfangen, überall die feiernden Borussiafans.
Wir bleiben auf der Außenterrasse vom Alex hängen.
Dann zu Starbucks, die aber schon um 21 Uhr schließen.
Was nun? Ich erkundige mich nach einer Cocktailbar. Einige junge Männer am Nachbartisch empfehlen eine in der Nähe des Bahnhofes.
Wir laufen bei eisigem Wind dort zu Fuß hin.
Unterwegs küssen wir uns zum ersten Mal.
Wow, der kann küssen! Ich bin erleichtert.
Was dann wieder nicht so schön ist. Seine Frau ruft an(Kontrollanruf!).
Er hat ihr gesagt, er sei mit Kumpels unterwegs. Das finde ich richtig Scheiße.
Erstens möchte ich nicht, dass er seine Frau belügt, zweitens mag ich nicht verleugnet werden.
Ich mache ihm klar, dass er seine Frau nicht verlassen muss, dass er seine Verantwortung seinen Kindern gegenüber hat und auch übernehmen muss jetzt und in der Zukunft.
Ich verlasse Dieter auch nicht. Nur eins: wenn du mit mir ins Bett gehst, dann
nicht mehr mit deiner Frau. Du musst mir treu bleiben. Du solltest so schnell wie möglich das räumlich trennen, zum Bespiel ins Gästezimmer ziehen.
(„Oder möchtest du, dass ich mit einem anderen Mann schlafe und gleichzeitig mit dir?“ „Nein, natürlich nicht!“)
Ich höre schon meine Kommentatoren wieder maulen: wie kannst du das kontrollieren? Er kann dir alles erzählen…
Aber Vertrauen gegen Vertrauen. Er glaubt mir ja auch, wie ich hier mit Dieter lebe.
Ich frage ihn, wann er zum letzten Mal Sex mit seiner Frau hatte. Bis vor einer Woche. Seit ich dich kenne, nicht mehr.
Das erstaunt mich, er machte bei unserem Kennenlernen so einen einsamen Eindruck und dass ihm ganz viel Nähe und Liebe fehlen würde.
Ich glaube das immer noch, auch nach einigen Bemerkungen gestern Abend.
Ich habe ihm nämlich auf den Zahn gefühlt, was seine Sexualität anbetrifft.
Mein Güte: Blümchensex und 0/8 15!!
Da hat er aber noch ne Menge nachzuholen.

Da gibt es Träume und Fantasien, die noch ausgelebt werden möchten.
Gerne mit mir!
Ich mache ihm ein wenig(viel zu viel!) den Mund wässerig, worüber ich mich hinterher schwer ärgere!
Wir fantasieren herum, wie wir unsere Treffen regeln könnten.
Ich träume von einer eigenen kleinen Wohnung in Do. Er möchte sie bezahlen(?). Wenn, dann halbe halbe!
Naja, soweit sind wir noch nicht. Aber eine Möglichkeit wäre es. Besser als in einem Hotel. Das käme mir so nuttig vor.
Ich kann ihm nicht sagen, dass ich ihn liebe, das wäre gelogen.
Er sagt es mir mit einer Tiefe und Inbrunst, die einem durch und durch geht.
„Du musst mein Herz noch erobern!“
„Ja, das habe ich gemerkt, aber ich habe schon das Schloss aufgeschlossen und die Tür ein klein wenig aufgemacht!“
„Ja, ein wenig habe ich die Tür aufgemacht, ein kleines Stückchen!“
Keine Liebe auf den ersten Blick-keine Liebe auf den zweiten Blick!
Es entsteht aber etwas. Mal schauen, was und wie.
Ich bleibe (erstaunlicherweise und Gottseidank)gelassen.
Vielleicht hat mich der Anfang des Abends auch etwas geerdet!?
Der Abend klingt ganz versöhnlich aus: wir laufen zu Fuß zurück zu unseren Autos. Er schenkt mir eine rote Rose.
„Ich sage dir gleich: schenke mir keine roten Rosen, ich hasse rote Rosen!“
Diesen Hinweis hat er verdrängt.

Ich freue mich aber trotzdem über diese Geste! Ich schenke ihm eine CD von Rebecca Ferguson. Leider kann er kein Englisch und dadurch auch die wunderbaren Texte nicht verstehen.
Wir küssen uns noch einmal leidenschaftlich zum Abschied und fahren jeder zurück nach Hause.
Ich kann gut loslassen, er nicht so.
Er erzählt mir heute am Telefon, dass er noch einen trinken gegangen sei.
Das kann ich mir gut vorstellen, denn so aufgeheizt wie er war, da muss man(n) runterkommen. Ich habe es durch die eine Stunde Rückfahrt und Fernsehen geschafft. Er hätte heute Nacht im Wohnzimmer geschlafen.
Nun gut, ich möchte es gerne glauben. Aber ich merke, dass mich die vielen Enttäuschungen der letzten Jahre doch sehr verändert haben und ich doch recht skeptisch bin. So kenne ich mich nicht.

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